– 21. März 2019 –
…oder „Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus / Zünd’ and’re
an!“ (Sankt-Florians-Prinzip)
Viel zu oft stoßen Projekte in ihren ersten allerfrühesten Phasen auf Verhinderungsallianzen, die häufig auf egoistischen Anrainerinteressen bzw. regionalwirtschaftlichen und parteipolitischen Partikularinteressen beruhen. Der berühmte besorgte Bürger, dessen Verhalten durch das oben zitierte „Sankt-Florians-Prinzip“ charakterisiert wird und dem jede Veränderung seines Umfeldes zuwider und jedes Wirtschaftswachstum immer zu schnell geht.
Bürger machen Politik - Bürgerinitiativen sind basisdemokratische Selbsthilfe der Bevölkerung, eine aus Anrainern und Nachbarn gebildete Interessensvereinigung, die sich aufgrund eines konkreten politischen,
sozialen oder ökologischen Anlasses organisiert und durchaus Einfluss auf die öffentliche Meinung, auf staatliche Einrichtungen, Parteien oder andere gesellschaftliche Gruppierungen nehmen kann.
Also nicht zu unterschätzen…
Natürlich werden die meisten Bürgerinitiativen völlig zurecht aus Problemen der Globalisierung und des zu schnellenWirtschaftswachstums und der damit verbundenen Umweltbelastungen gegründet. Politische Planer in Parteien und Verwaltungen verkennen oder ignorieren zu oft die Bedürfnisse der Bevölkerung. Denken Sie z.B. an die erfolgreiche Volksabstimmung über die friedliche Nutzung der Kernenergie in Österreich (Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf), welche aus der Sicht der Gesellschaft und Umwelt natürlich ein voller Erfolg, aus der Sicht der Projektbetreiber jedoch ein Fiasko darstellte.
Wie verhindern Sie ihr Zwentendorf, wenn es dem lieben Nachbarn nicht gefällt?
Das Atomkraftwerk Zwentendorf ist die größte Investitionsruine der Republik Österreich. Ein ideales Grundstück mit der richtigen Widmung war im Tullnerfeld schnell gefunden und angekauft, Bürgermeister war dafür, Geld war vorhanden, Regierung und Behörden haben es genehmigt, Projekt entspricht allen Energiekonzepten und Energieversorgungsunternehmen sind begeistert, mit dem Bau wurde begonnen – und nach 6 Jahren der Bau eingestellt und alles stillgelegt, bis heute!
Was war passiert – es hat sich während des Baus das politische Klima verändert, die Stimmung in der Öffentlichkeit schlug um - die europaweite Anti-Atomkraft-Bewegung hat sich gebildet. Das bewusst gewordene hohe Risiko der Nutzung der Atomkraft störte nun viele Bürger.
Das ist in etwa dasselbe, wie wenn bei Ihrem Projekt plötzlich ein Nachbar kommt und behauptet, das Projekt störe ihn. Gibt es, kommt immer wieder vor.
Nun werden Sie wegen diesen Nachbarn keine Volksabstimmung machen (können), aber vernachlässigen können Sie den Fall nun auch nicht mehr. Der Nachbar ist nun da – und ist besorgt. Oft nur wegen seines individuellen subjektiven Empfindens, nicht einmal subjektives Recht, nicht einmal Recht. Wenn Sie ihm jetzt nicht genügend Aufmerksam schenken, wiegelt er vielleicht noch die anderen Nachbarn auf – andere solche höchst empfindlichen subjektiven Subjekte, die sich durch alles gestört fühlen, und nun auch durch ihr Projekt. Wo kommen wir denn da hin, da könnte ja ein jeder kommen, so geht das nicht! Schon stehen Sie in den Medien – volle negative Propaganda für ihr Projekt. Die besorgten Bürger beauftragen die ersten Experten und
Anwälte, um nach ihren formalen Fehlern im Projekt zu suchen, Einsprüche und Abmahnungen folgen, die Genehmigungsverfahren sind zunächst einmal blockiert, nun reden die Anwälte – bald auch schon mit dem Volksanwalt. Vielen geht hierbei das Geld aus oder die Nerven spielen nicht mehr mit. Es wird alles stillgelegt.
Lassen Sie es nicht so weit kommen. Betreiben Sie Stakeholder- Management und analysieren Sie ihre Stakeholder und das draus resultierende Risiko. Sorgen Sie bereits im Vorfeld, das es dem lieben Nachbarn gefällt und er Vorteile aus ihrem Projekt ziehen kann. Nachteile haben nur die anderen. Betreiben Sie professionelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, laden Sie die Nachbarn ein, stellen Sie bei guter Verköstigung angemessene Bürgerinformation für Ihr Projekt zur Verfügung. Natürlich mit professioneller Moderation durch einen charismatischen Moderator und Mediator, der die hohe Kunst beherrscht Fragen gezielt zu jonglieren und Emotionen im Raum zu lenken – das geht nur wenn man die Luft raus nimmt und sich für jeden einzelnen Zeit nimmt – ganz ohne aufschaukelnde gruppendynamische Prozesse.
Wir sitzen ja alle in einem Boot, oder?
Wie, dieser ganze Firlefanz kostet Ihnen zu viel – gut, dann viel Erfolg beim Volksanwalt mit den besorgten Bürgern….
Und ja, wenn es im Haus einem amtsbekannten Störenfried und professionellen Verhinderer gibt, der Ihnen im Zuge von Ankauf und Due Diligence bis dato noch nicht aufgefallen ist: Auch andere Immobilienbesitzer haben schöne Immobilien! Oft ist durch Verhinderer das Risiko tatsächlich zu groß, um ein Projekt erfolgreich und zeitnah abzuwickeln.
(Auszug aus "DAS PROJEKTERFOLG-HANDBUCH: Wie man mit neuer Baukultur erfolgreich bauen würde - Band 1 Basis" - Taschenbuch - von Stefan Lechner)
Bildquelle: http://scienceblogs.de/frischer-wind/wp-content/blogs.dir/10/files/2012/07/i-e19bd6e1a3f3c9e42a484eeeb80dd3c4-NIMBY.gif